Friday, August 12, 2011

Vom nahen Tode und der Ehre ein VIP zu sein...


Diese Woche in Yangshuo ging super schnell vorbei und doch habe ich das Gefühl, ewig hier gewesen zu sein. Ich habe größtenteils mit einer Gruppe Belgiern und zwei Deutschen verbracht. Ich bin zwei Mal umgezogen und wohne nun im Climber’s Inn.
Die Innenstadt dieses Ortes ist einfach unerträglich, weil sich tausende chinesische Touristen durch die engen Gassen quälen. Bars locken an jeder Ecke und tagtäglich sieht man wie irgendeine Chinesin sturzbetrunken von ihren Bekannten gestützt nach Hause getragen wird.
Wir für unseren Teil haben uns eher dem Klettern gewidmet. Man mietet sich ein Fahrrad und ist innerhalb von 10 Minuten in der schönsten Traumlandschaft überhaupt. Ich bin allerdings gerade am kämpfen, meine Angst weiter zu überwinden. Die Angst vorm Fallen behindert mich in meinen Kletterleistungen! Dennoch haben wir eine super Woche verlebt, mit Lebensmittelvergiftungen, und anderen lebensgefährlichen Situationen...


Zum einen kommen abends gerne mal die sogenannten Wugongs aus ihren Löchern; riesige Tausendfüßler, bei denen sogar der chinesische Kletterer aufgeschrien hat. Diese Viecher sind giftig und mit höchster Vorsicht zu genießen. 

Zweitens hatte ich einen Zwischenfall mit einem Traktor, der rechts auf die Hauptstraße einbog, während wir auf unseren Fahrrädern nach Hause radelten. Ich habe zwar gebremst, als er einbog, nur hat man in der Dunkelheit nicht viel gesehen. Ich sah rechts neben mir nur einen riesigen Schatten, der sich in rasantem Tempo auf mich zubewegte. Der Traktor hatte nämlich eine riesige Säule geladen, die beim rechts abbiegen einmal richtig schön um die Ecke schwang. Ich reagierte, indem ich bremste wie ein Verrückte und dabei  meinen Kopf so weit runter bückte wie mögliche. Dabei machte ich eine ordentliche Linkskurve und landete mitten auf der Straße, auf der in dem Moment Gott sei Dank kein Auto fuhr. Meine Mitstreiter waren selber sprachlos danach und meinten auch nur, das sei haarscharf gewesen. Ok, fünf Minuten den Schrecken verdauen und ab auf dem Fahrrad weiter nach Hause…
Ein Teil unserer Gruppe hat sich leider schon wieder verabschiedet und ich werde in einem Tag auch das Weite suchen. Ich hoffe aber, dass ich hier noch eine tolle Zeit haben werde, wenn ich im September wieder zurück bin. Kletterer sind schon tolle Leute!
Gestern (11.08.) habe ich mich nun endlich auf den Weg in den Westen gemacht. Eigentlich war ich ganz glücklich, dass jetzt wieder eine neue Station ansteht. Aber irgendwie soll ich mit dem Transport in China einfach kein Glück haben.
Ich habe das Ticket über die Dame im Guesthouse gekauft und mir war dort schon klar, dass das Ticket viel zu teuer ist. Aber eine wirkliche Wahl hatte ich ja nicht. Ich musste super früh aufstehen, um erstmal nach Guilin zurückzufahren. Dort musste ich dann weiter auf den nächsten Bus warten, ein Schlafbus. Ich habe mich gefreut, es mit in meinem Bettchen bequem zu machen und einfach die schöne Aussicht zu genießen.
Erstmal musse ich mich in Guilin aber gegen fiese Diebe durchsetzen. Bisher habe ich ja immer Glück gehabt mit sowas, aber diesmal war ich auch mal dran! Ich lief ziemlich zügig durch die Straßen, um mit noch schnell etwas zu Essen zu besorgen bevor ich im Bus verhungere. Für Frühstück war ja noch keine Zeit. Irgendwie überkam mich ein komisches Gefühl und ich drehte meinen Kopf einmal rechts nach hinten. Da liefen auf einmal zwei seeehr scheinheilige Personen hinter mir, eventuell chinesische Minderheiten. Sie liefen im gleichen Tempe wie ich und nur einen halben Meter von mir entfernt. Mich durchdrang ein sehr beklemmendes Gefühl. Man weiß ja auch nicht, ob man sich das jetzt nur einbildet. Auf jeden Fall entschied ich mich dann, den einen Typi mal richtig schön anzufauchen. Ich fauchte, guckte, fauchte…und dann verringerten sie ihre Geschwindigkeit. Sie wurden immer langsamer und wie von der Tarantel gestochen machen sie gleichzeitig eine 180° Drehung und schwubbdiwupp waren sie weg. UUUhhhh, das war wirklich kein schönes Gefühl. Ich griff nach meinem Rucksack hinten, und natürlich: das vorderste Fach war geöffnet. Zja ihr lieben Diebe, mit verrotzten Taschentüchern und Tape kann man nicht so viel anfangen, hmm?? Bääähh…Pech gehabt!! Ich bin doch nicht blöd und pack mein wertvolles Zeug in diesen Fach!

Ich warte weiter auf den Bus (und hab mich zwischendrin beim Obst kaufen abziehen lassen, ich war wohl mal wieder zu müde) . Dann fragte ich den Herren erstmal, ob das denn ein Schlafbus sei. Er schüttelte energisch den Kopf. Och neeee!!! Das kann doch jetzt nicht wahr sein!! Mir war das alles sehr suspekt. Dann fragte ich die Dame, wie das mit dem Ticket nun sei. „Nein du brauchst kein Ticket“.
„ Ok, dann geben Sie mir wenigstens eine Quittung“. „
„Nein das brauchst du nicht. Los, los schnell, du musst los, der Bus kommt.“
„Nein, ich möchte eine Quittung!“
Wiederwillig schrieb sie mir was. Wie erwartet ließ sie das Feld für den Preis aus und kaum hatte ich den Zettel in der Hand wurde ich schon abgeführt. Der Bus kam natürlich erst in 10 Minuten. Gut dass wir so gehetzt sind!
Ich landete dann im Bus, wo ich auch wieder Hauptattraktion war. Ach man, ich hatte schon gar keine Lust mehr. Ich war nur noch genervt. Jetzt 12 Stunden im Bus sitzen, klasse!!
Zja , ich habe es über mich ergehen lassen, Musik gehört und einfach nur versucht, nicht völlig in meiner schlechten Laune zu versinken. Ich hab zwischendrin der Dame vom Guesthouse geschrieben, dass der Tante da nicht mehr trauen soll. Denn ich hatte im Bus gefragt und die anderen haben nicht mal die Hälfte von mir bezahlt!! Ach einfach nur ärgerlich!! Alles muss man selber machen in China!!
Sie Landschaft war wunderschön muss ich zugeben. Als wir einmal anhielten trübte allerdings der eine dickliche, ständig im Bus rauchende Chinese meine Aussicht. Er sprang raus und stellte sich genau vor mein Fenster. Ich dachte:“ Hmm, was macht der denn da und guckte genau hin“. NEEEEINNN, da holt er ein besten Stück raus und pinkelt erst mal hin. Also es gibt so manche Dinge (oder viele!), die ich von ihm nicht wissen wollte!!
Wie dem auch sein, ich war einfach nur glücklich, als ich in Kaili ankam und Stuart mich vom Busbahnhof abholte!!!
Danach bin ich dann wie ein VIP durch die Straßen gelaufen, mein Basecap tief ins Gesicht gezogen. Ich hatte keine Lust auf Publicity. Ich bin ziemlich sicher, dass es hier in dieser Stadt keine Ausländer gibt!! Ins Hotel durfte ich mich dann auch rein schleichen, weil es hier nämlich keine Hotels gibt, die eine Lizenz für Ausländer haben! Da hab ich ja Glück, dass das Personal so mitgespielt hat. Auf der Straße beim Essen habe ich mich dann aus nationale Minderheit ausgegeben, klappt meistens wunderbar. Also ich fand es eigentlich schon ziemlich witzig, so als VIP rumzulaufen und nicht erkannt zu werden. Das sollte ich mal öfter machen, haha.
Heute versuchen wir, ein paar Minderheitendörfer zu erreichen. Ich schraube meine Erwartungen mal ganz runter und denke, dass alles schief gehen wird, wir komplett ausgeraubt werden und irgendwo nackt im Graben landen. So, nun kann es ja nur besser werden…

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