Tuesday, March 13, 2012

Arbeitsleben

Im Grossen und Ganzen habe ich mich sehr auf die Praktikumsphase gefreut, weil dann die ewige Lernerei ein Ende hat und man entlich mal einen Feierabend geniessen kann. Lezteres ist tatsaechlich auch wirklich toll und ich geniesse es sehr, mir nicht immer gedanken darueber machen zu muessen, was ich jetzt nicht noch alles lernen und vorbereiten muss. Aber dafuer kommen andere Minuspunkte, an die ich mich erstmal gewoehnen muss...

Wollen wir doch nochmal einige positive und negative Aspekte analysieren, die mich gerade im Zaum halten. Erstens mal, und das ist fast das Schlimmste, bin ich unglaublich muede. Es ist eben ein Unterschied, ob man als Student 9 /10 Uhr aufsteht oder als arbeitender Mensch schon 6 Uhr den Hahn kraehen hoert. 6 Uhr waere ja eigentlich noch ein Traum. Nein, bei uns klingelt der Wecker 5:30. Und langsam fange ich an, diesen schrecklichen Weckeralarm des iPhones meines Freundes zu hassen. Das Lustige ist naemlich, dass nur ich den anscheinend hoeren kann, waehrend der Rest der Lua-Familie einen felsenfesten Schlaf zu geniessen scheint. Das heisst, dass ich den leblosen Koerper meines Freundes hin und her ruetteln muss, damit er den Alarm ausschaltet. Das geht dann alle 10 Minuten so. Nach einer halben Stunde kommt ein zweiter Alarm hinzu. Dann gibts also Alarm im 5 Minuten Takt. Wieder 15 Min spaeter ein Dritter. Das ganze Spiel geht dann eine Stunde. Dann klingelt naemlich MEIN Wecker. Das ist dann immer der ultimative Schlusspfiff fuer meinen Freund. Denn, wenn er DANN nicht aufsteht, dann ist wirklich alles zu spaet. Das also zu diesem Ritual. Ich versuche dann noch bis 7:00 zu doesen. Dann quaele ich mich aus dem Bett und hieve mich ins Badezimmer ,um mit Erschrecken meine Grimasse im Spiegel zu erkennen (beziehungsweise NICHT zu erkennen). Das Chaos-Zimmer inklusive Chaos-Schrank und behilfsmaessigen Kisten wird dann durchwuehlt auf der Suche nach arbeitstauglichen Klamotten. Ja, es ist schon eine kleine Katastrophe. Es gibt viele Dinge, die ich bisher noch nicht wiedergefunden habe in diesem Zimmer. Ich kann es kaum erwarten, bis wir wieder zurueckziehen koennen. Aber das dauert sicher noch einen Monat.
Nachdem mein Koerper mit Anziehsachen behangen ist, geht es in die Kueche mit einem entsetzten Blick auf die Uhr, die mir verraet: Mist, ich muss schon wieder im Eiltempo fruehstuecken. Heute morgen war Fruechte schneiden nicht mehr drin, also gab es nur Toast mit Kaese und Ketschup. Tuts auch irgendwie. Dann, mit regelmaessiger Verspaetung, um die 2-3 Minuten, renne ich zum Fahrstuhl, um dann im dritten Stock meinen Taxifahrer aufzufinden, der gemuetlich Zeitung liest. Dann geht es ab zur Arbeit.

Jede Nacht gibt es irgend etwas anderes, was mir den Schlaf raubt. Gestern nacht hatten wir auch wieder ein Ereignis. Die Lua-Familie zieht 2 Katzen gross. Luca Luca und Blue Blue. Blue Blue ist ein puscheliger, grauer Perserkater. Er ist sonst recht langweilig im Gegensatz zu Luca Luca, aber eine Sache mag er besonders gerne. Ich wurde immer darauf hingewiesen, bloss die Tuere hinter unserem Zimmer zu schliessen, damit Blue Blue nicht hinein kann. Mysterioes mysterioes. Gestern fand dann endlich das sagenumwobene Event statt. Irgendwie muss Blue Blue ins Zimmer gelangt sein und eine Weile dort ausgeharrt haben. Als Mei hoerte, dass der Kater von drinnen ruft, sah man nur ihr erschrockenes Gesicht: OH NEEIIINN, bitte nicht.
Und es ist wieder eingetreten: Blue Blue hat aufs Bett gekackt!! Schoen rauf auf die Decker, alles was ging. Lecker!
Das hiess dann fuer uns, Schlafen ohne Decke und nur mit neuem Bettbezug. Leider Gottes kann man Malasier nicht davon ueberzeugen, ohne Klimaanlage zu schlafen. So gibt es auch immer ein Piep Piep Piep zwischen meinem Freund und mir: Piep (er macht sie an). Piep (ich mache sie aus), Piep Piep Piep. Bislang laeuft das allerdings noch sehr harmonisch ab. Im Endeffekt bleibt die Anlage aber leider immer an. So auch gestern und irgendwann nachts wachte ich als klirrender Eiszapfen wieder auf. Und hinueber war der gesegnete Schlaf. Mal gucken, was heute abend so passiert.
Dies also zum Muedigkeitsfaktor. Kommen wir zum Zeitfaktor: Ich habe keine Zeit fuer irgendwas. Wir koennen von Glueck reden, dass Geschaefte hier bis 22h auf haben und SA und SO auch immer auf ist. Sonst wurden wir wohl klaeglich eingehen. Nach der Arbeit gebe ich mich meist einer Taetigkeit hin. Das reicht von Squash, ueber Badminton, ueber Tanzen bishin zum Yoga. Unser Office bietet Yoga und Badminton an. Das ist sehr arbeitnehmerfreundlich! Die Yoga Lehrerin ist sogar eine Deutsche. Gott sei Dank, hat mir meine Praktikantenfreundin das vorher gesagt! Man ist es ja hier gewohnt, dass die meisten Leute nicht verstehen, was man sagt. Nach den Aktivitaeten werde ich von meinem Freund abgeholt. Am Donnerstag holt er mich von der Arbeit ab, ich gehe zu meiner Tanzschule, wo ich Performance Classes fuer Latein mache, und er geht zum Capoeira gleich um die Ecke. Danach fahren wir wieder zusammen nach Hause. Es ist fuer mich eine groooosse Gewoehnungssache, so abhaengig zu sein. Aber ohne Auto hier in KL ist man quasi nur ein halber Mensch.
Wenn wir also nach Hause kommen, ist es 22 oder 23h und da passiert dann nicht mehr viel. Man hat keine Zeit zum telefonieren, zum Waesche waschen und Buegeln etc. DANKE danke danke, dass wir ein Hausmaedchen haben, die uns diese Arbeit abnimmt. In unsere Wohnung (unter Renovierung) kommt sie ein mal die Woche. Bei Mei ist sie etwa 3-4 mal die Woche und kocht auch. Haetten wir sie nicht, muessten wir wohl unsere raren freien Stunden am Wochenende opfern.
Ueber das Thema Klimaanlagen haben wir ja bereits gesprochen. Die Piep Piep Technik funktioniert auf Arbeit leider nicht so gut und deswegen sitze ich hier quasi fast im Wintermantel. Ob das gesund ist...?
Vielleicht frostet deswegen auch bei einigen die Seele ein?! Meine Freundin/Praktikantin wurde heute dermassen von ihrer tatsaechlich nicht sehr sympathisch wirkenden Chefin zusammengestaucht, dass sie sogar weinte. Das ist natuerlich Pech, wenn man an solche eine Chefin geraet. Allerdings muss man auch mal festhalten, dass derartiges auch fast nur weiblichen Praktikantinnen passiert. Da sieht man mal wieder, dass Maenner einen klaren Vorteil im Businessleben haben. Da wuerde sich sowas nicht so einfach getraut. Auf jeden Fall wechselt sie jetzt die Abteilung und hat dann hoffentlich einen humaneren Chef. Hoffentlich bleibe ich davon verschont! Denn das ist immer eine kniffelige Situation.

So, und was gibts heute schoenes? Nach der Arbeit gehts zum Konzert von Kina Grannis!! Ich freue mich super. Adios in die Heimat :)




3 comments:

Oma und Opa said...

Es gibt im Leben immer wieder viel Neues und die Erfahrungen bringen einen weiter. Das Leben ist also immer ein Kampf mit den Umständen.
Weiter so.
Oma und Opa

Anonymous said...

Willkommen in meiner Welt - Arbeitswelt :- )

Jetzt weisst du auch warum man sagt Studenten haben keine Ahnung vom Berufsleben - es ist eben ein wirklich großer Unterschied ob man nebenbei irgendwo jobbt oder in Vollzeit arbeitet.

Als ich im InterConti gearbeitet hatte in der Frühschicht war ich übrigens schon immer um 6 Uhr in der Lobby und die ersten Gäste abgefertigt... :)

bahndirektor said...

hallo Julia, wer ist hier der Chef, die Langnase oder? Nimm die Batterien aus der FB und schon geht die Klima leider nicht mehr an, so ein Pech...
keep cool der Stefan