Wie bereits in vorigen Blogeintraegen erwaehnt, ist Malaysia ein Staat, in dem viele Voelker und Rassen zusammenkommen. Dies macht nicht zuletzt den Reiz dieses Landes aus. Von Buddhismus, ueber Hinduismus bis Christentum findet man hier alles und das auch in gehoerigem Ausmasse. Damit einhergehend ist auch dem kulinarischen Genuss keine Grenze gesetzt. Menschen verschiedener Hintergruende bringen natuerlich auch eine Vielzahl von Ideen und Auffassungen mit, die zu erhoehter Kreativitaet und Produktivitaet fuehren koennen. Aber wie in anderen Laendern auch, ist diese blumige Vorstellung manchmal eher grau als kunterbunt...
Verschiedene Bevoelkerungsgruppen in Malaysia |
Zunaechst einmal zu der Zusammensetzung in meinem Unternehmen. Wenn ich mein Buerogebaeude betrete, versammeln sich im Foyer schon die verschiedensten Menschen vor den Fahrstuehlen (8 an der Zahl). Dann gibt es von links ein bisschen Hindi, von rechts ein bisschen Mandarin, von vorne Kantonesisch, von hinten Malaysisch und so weiter. Allerdings ist es so, dass der Grossteil der Mitarbeiter in MNCs (Multinational Corporations) in Malaysia sich aus ethnischen Chinesen und Indern zusammensetzt. Malayen gibt es hier auch, aber doch eher in der Funktion als Reinigungspersonal oder in unteren Positionen. Woran liegt das? Schlicht und weg daran, dass Chinesen und Inder einfach besser gebildet sind und/oder mehr Motivation fuer die Arbeit mitbringen. Ich moechte hier keine allgemeinen Aussagen treffen und es gibt sicherlich viele Ausnahmen, aber in vielen Bereichen verhaelt sich dies so.
Die Ursachen sind folgende:
Obwohl die meisten Inder und Chinesen schon seit Generationen in diesem Land leben (teilweise seit dem 18. Jahrhundert) und auch die malaysische Staatsbuergerschft inne haben, werden sie in fast allen Bereichen des oeffentlichen Lebens benachteiligt. Sie werden nicht als gleichrangig zu den Malayen angesehen und muessen sich mit einer Unmenge an Quoten und anderen Beguenstigungen fuer Malayen auseinandersetzen. So kommen Malayen zum Beispiel guenstger an Kredite, an Stellen im oeffentlichen Dienst oder auch an Zulassungen fuer Staatsuniversitaeten. Teilweise machen die Quoten fuer die malaysische Rasse (auch Bumiputera genannt) unfassbare 90% aus. Das heisst, dass mindestens 90% aller Universitaetsstudenten der malaysischen Rasse angehoeren muessen. Da bleibt natuerlich nicht viel Platz fuer Chinesen und Inder. Ich finde es sehr spannend, wenn mein Freund mir von seinen Erfahrungen mit dem System erzaehlt und von seiner damaligen Studienzeit hier in Kuala Lumpur. Durch dieses System ist es naemlich so, dass unglaublich faule Malayen auf eine Uni kommen koennen, unglaubliche fleissige Chinesen diese Chance aber nicht bekommen. Da auch die anderen Privilegien so zahlreich sind, fuehrt das ein wenig zu einem fauleren Lebensstil und zum Ausruhen auf Lorbeeren. Chinesen und Inder haben also kaum eine Wahl und muessen an teuere private Universitaeten gehen, die aber auch oft besser sind. Dafuer muss aber tief in die Tasche gegriffen werden. Englisch wird von Indern und Chinesen auch deutlich besser (fliessend) gesprochen, waehrend viele Malayen die Sprache nicht beherrschen. Dementsprechend Chinesen/Inder aber auch einen groesseren Biss und eine ganz andere Arbeitsmoral. Ihr ganzes Lebens mussten sie sich mit Diskriminierung und Benachteiligung auseinandersetzen. Da waechst einem schon ein recht dickes Fell.
All dies fuehrt natuerlich teilweise auch zu Unruhen. "Chinesische Gegenden" sind sehr oft Tatorte fuer Raubueberfaelle und rassistische Unruhen. Mir wird des oefteren gesagt, dass es "hier" gefaehrlich sei und ich aufpassen muesse. Da sei eine chinesische Gegend und da seien die Malayen oft etwas angespannt.
Ein bisschen leben Chinesen hier natuerlich zwischen Sperr und Angel. Wenn man nachfragt, dann sehen sie sich natuerlich nicht als Malayen (wohl aber als Malaysier). Es ist ganz wichtig, sie nicht als Malayen zu bezeichnen, sondern immer als "Chinese Malaysian" (nicht "Chinese Malay"). Das habe ich am Anfang falsch gemacht und ich wurde gleich zurechtgestutzt. Als Chinesen bezeichnen sie sich allerdings auch nicht und wenn sie mal nach China fahren, dann sind sie oftmals sehr entsetzt und kommen mit der dortigen Kutur nur schwer zu Rande. Andererseits werden sie auch von Chinesen nicht als Chinesen akzeptiert. Es ist also sehr tough, ein ethnischer Chinese in Malaysia zu sein. Das ist allerdings eher die politische Seite. Oekonisch gesehen, stellen die Chinesen hier die Topverdiener und halten, obwohl sie nur 23% der Bevoelkerung ausmachen, fast 90% des Kapitals. So ist das fast ueberall in Suedostasien. Chinesen sind und waren eben immer gute Haendler. Um als Businessman reich zu werden braucht man uebrigens auch gar nicht unbedingt eine Bildung. Man braucht nur ganz viel Gerissenheit, Mut zum Risiko und wenig Naechstenliebe. Das haben sowohl die malaysischen Chinesen als die "richtige" Chinesen allesamt im Blut.
All diese Tatsachen fuehren letztendlich dazu, dass sich die Rassen kaum vermischen. Nicht zuletzt liegt das natuerlich auch an Glaubensunterschieden. Malaysische Unternehmen bestehen groesstenteils aus Bumiputera, aber die internationalen Unternehmen hier sind gemixt und auf Arbeit funktioniert das auch wunderbar. Alle sprechen miteinander auf Englisch. Nach der Arbeit und in der Freizeit gibt man sich aber eher mit Seinesgleichen ab.
Dies hoert sich eventuell alles ein wenig erschreckend an und man koennte nun Horrorvorstellungen bekommen, aber im taeglichen Leben ist das alles weniger spuerbar und man merkt auch, dass die junge Generation etwas offener ist. Es wird von zukuenftigen politischen Entscheidungen abhaengen, welche Entwicklung es geben wird. Oeffentlich ist das Thema aber weiterhin ein absolutes Tabu.
Interessante Links zu den Rassenunterschieden in Malaysia und Quotenreglungen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Bumiputera_(Malaysia) (in Englisch/ sehr interessant)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bumiputra (Deutsch) , es gibt leider kaum deutschsprachige Literatur dazu...
1 comment:
Liebe Julia, dieser Block beeinhaltet sehr wichtige Erkenntnisse der Entwicklung des Zusammenlebens der Menschen, vor allem unterschiedlicher Herkunft. Ich kann alles, aber auch alles bestätigen, da es sich auch innerhalb meiner Familie so gestaltet hat. Und das in der Zeit zwischen 1820 und 1945.
Viele liebe Grüße aud alles, alles Gute Oma und Opa.
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