Monday, March 23, 2009

Einmal zurueck in die Vergangenheit - Pingyao


Heute sitze ich wieder im Buero, schaue aus dem Fenster und sehe viele viele Hochhaeuser. Am Wochenende war ich aber in einer ganz anderen Welt, fern weg von der Moderne...

Das Ende der letzten Woche habe ich groesstenteils im Bett verbracht. Mir ging es echt furchtbar schrecklich, hatte gar keine Kraft. Am Mittwoch war ich ja im Krankenhaus und hab meinen ersten Tropf bekommen. Am Donnerstag sollte der zweite ran. Ich bin in ein Krankenhaus hie rin der naehe, damit sie mir den Tropf anlegen, aber komischerweise hab ich an dem Tag irgendwie nicht so gut auf das Zeug reagiert. Meine hand wurde ganz rot und hat angefangen zu jucken. Das wars dann mit diesem Medikament. Die letzte Flasche wurde umgetauscht und wir haben ne andere Medizin geholt. Das meine Hand rot wurde, lag wahrscheinlich eher daran, dass der Tropf zu schnell eingestellt war, nicht weil die Medizin schlecht war. Das war deutsche Medizin von Baier und auch leider ziemlich teuer. Naja egal, es ging mir auf jeden Fall immer besser, so dass der Reise nach Pingyao niks im Weg stand.

Freitag Abend ging es los. Wir haben fast 2 Stunden zum Bahnhof gebraucht, denn es war Rush Hour und der bahnhof liegt auf der anderen Seite der Stadt (Beijing West Station). Wir haben es gerade rechtzeitig geschafft und konnten dann schnell in unser Soft Sleeper Abteil. An dem Zug konnte man schon erkennen, wo es hingeht. Es war naemlich ein relativer Provinzzug. wir hatten die Betten oben. Unter uns war eine Mutter mit Kind. Der junge wollte immer meine Kekse haben (yao, yao !!!), aber die Mutter schien nicht so begeistert davon. Im Wagon waren auch viele Auslaender, was ich ja nun wirklich gar nicht gewohnt bin, da ich ja immer mit Hard Sleeper fahre.

Morgens gegen 7.30 kamen wir an und auch der Bahnhof war der kleinste, an dem ich je ausgestiegen bin, mitten im NIKS. Draussen hat uns unsere Guesthousefrau abgeholt und wir wurden mit einer kleinen Ratterkarre zum Hostel gebracht. Das Wetter war sehr verhangen und trueb. Das verursache eine recht trostlose Atmosphaere. Man muss wissen, dann Shanxi (die Provinz) eine der aermsten Provinzen Chinas ist. Im Norden grenzt sie an die innere Mongolei. Dementsprechend ist die Vegetation auch etwas karg und es ist sehr staubig und sandig. Dort waechst nicht wirklich viel. Eine der hauptsaechlichen Industrien dort ist der Kohleabbau, der die Luft teilweise in eine Kohlewolke verwandelt.
Pingyao war frueher in der Qing Dynastie das Bankenzentrum des Landes. Der Stadt ging es sehr gut bis spaeter die meisten Bankleute nach Shanghai gegangen sind. Heute ist vom damaligen Glanz kaum mehr was zu sehen, die Region ist arm, die Leute sind arm und die Bildung ist schlecht. Dennoch ist die Stadt noch so erhalten, wie sie damals in der Ming und Qing Dynastie erbaut wurde. Eine riesige Stadtmauer schuetzt die Stadt und obwohl viele Bauten und schon eingefallen sind, hat die Stadt dennoch eine beeindrueckende Wirkung.

Samstag morgen sind wir erstmal auf der Stadtmauer umhergewandert und haben die halbe Stadt umrundet. Unterbrochen wurde unser Sightseeing durch extreme Bauchkraempfe meinerseits. Am Schluss tats so weh, dass ich am liebsten geheult haette. Ok, ich glaub, ich brauch nicht viel sagen, die restlichen 2 Stunden habe ich erstmal auf der Toilette und im Bett verbracht. Danach war alles wieder tutti und es konnte weitergehen. Im Prinzip haben wir niks anderes gemacht, als dass wir durch die Strassen geschlendert sind, Souvenirshops angesehen haben ("hello, looke looke!!"). Wir sind durch kleine Strassen und einfach in diverse Haeuser rein. Einmal haben wir dabei auch eine Familie angetroffen. Der Vater war Rahmenmacher fuer Bilder. Der Sohn ist froehlich zu Hause rumgeturnt und die Oma hat mich immer ganz lieb angeguckt die ganze Zeit. Wir haben etwas geredet und wir haben eben gesagt, dass wir in Beijing arbeiten etc. Dann meinte er irgendwann etwas traurig :我们这里没有文化。 (Wir hier haben keine Bildung...). In dem Moment war ich etwas Perplex und wusste nicht genau, was ich antworten sollte. Ich konnte ja schlecht sagen, dass das stimmt. Ich meinte dann, auch wenn das Bildungsniveau eventuell nicht so hoch ist, so ist es doch das wichtigste, dass der Charakter gut ist. Da habe ich die richtigen Worte gefunden und sie haben auch gelaechelt. Aber ich finde es schon erstaunlich, dass sie das selber so sehen die Leute und das sie auch gerne mehr Bildung erfahren wuerden. Auf der einen Seite kann ich es verstehen, aber der anderen Seite denke ich so bei mir: Wollt ihr wirklich den ganzen Tag im Buero sitzen, so wie die meisten Leute in Shanghai oder Peking...?
Ich bin ja persoenlich immernoch der Meinung, das Menschen dafuer nicht gemacht sind. Irgendwann sitzen wir alle nur noch bloed vorm Bildschirm rum, verkuemmern, werden dick, depressiv. Die koerperliche Arbeit verrichten Maschinen. Oh Gott, bin ich wieder dabei, eine Weltuntergangstheorie aufzustellen? haha. Naja...

Was habe ich noch so interessantes erlebt in Pingyao...eigentlich nicht so viel. am Samstag Abend haben wir uns eine Massage gegoennt. Da hab ich mich das erste mal wirklich wie ein Huehnchen gefuehlt, aber wie ein Huehnchen, dass gleich gerupft und geschlachtet wurd. Was die Frau auf mir wild rumgehaemmert und rumgerupft hat, das hab ich echt noch nie erlebt. Bei der Kopfmassage dachte ich, sie reisst mir gleich alle Haare raus, oh je, war das schrecklich. Als sie meine Haende massiert hat, meinte sie, meine Haende waeren so schoen. ich hab mich gewundert und meinte , wieso? Sie meinte, ja so sollten Frauenhaende eben aussehen. Das ist darauf zurueckzufuehren, dass die Frauen dort alle raue, kaputte und dreckige Haende haben. Das ist nciht negativ zu verstehen. Das ist dort eben so, sie arbeiten alle mit den Haenden, waschen Waesche, so wie wir es in Deutschland in den 50er jahren noch gemacht haben. Die Umgebung ist so dreckig, dass man natuerlich dreckige Fingernaegel hat. Da kann man mal wieder sehen, wie gut wir es haben und wie wir das schaetzen sollten, dass wir saubere, weiche Haende haben.

Ansonsten haben wir viele Hunde, dreckug bis zum umfallen, gesehen. Bei manchen wusstest du gar nicht mehr, wo vorne und hinten ist, do zerzaust und struppig waren sie. Auch die Katzen waren gut abgehaertet.
Obst gab es viel und ich hab mich mit Mandarinen abgefuellt. Oh man, hab ich wieder viel gegessen...Ich kanns nicht lassen...

Sonntag war das Wetter super klasse und wir haben uns ein wenig gesonnt. Das hat mal richtig gut getan nach soooo einem langen, duesteren Winter.
Leider gab es keine Zugtickets zurueck (Zur Erinnerung: in China kann man meist keine Rueckfahrtickets kaufen, die muessen vor Ort gekauft werden). Deswegen hiess es entweder Bus oder Flieger. Ich war ja fuer Bus, was natuerlich sehr anstrengend gewesen waere. Erst mussten wir mal in die Hauptstadt der Provinz Taiyuan und von dort waere erst um 22 uhr ein Bus gefahren. Dann haben wir doch den Flieger genommen, ziemlich entgegen meines Willens. Aber gut, deswegen sind wir schon gestern Abend wieder in Beijing angekommen und es war wie eine andere Welt. Chinas regionale Unterschiede sind wirklich extrem gross....

Bilder in der Leiste links

Morgen will meine Chefin mich mitnehmen zu so einer Zeitung, eine Sportzeitung. Sie will, dass ich da aufs Titelbild komme. So viel, wie ich gegessen habe in letzter Zeit ,bin ich da eher nicht so gluecklich drueber... Mein Hintern nimmt langsam afrikanische Massstaebe an. Ich muss mal gucken...bin aber eher abgeneigt...

Heute muss ich mein Zugticket kaufen nach Shanghai. Und diesmal wirds ganz sicher Hard Sleeper. Hach, ist doch schon toll, wenn man selber bestimmen kann. Wenn dann alles gut geht, bin ich am Freitag morgen in Shanghai.
so langsam muss ich mal an restliche Erledigungen denken, die Zeit rennt nur so. Es gibt noch so viel, was ich besorgen wollte! Ausserdem wollte ich noch zu den alten Ming Graebern und Bungee Jumpen. Hiking Schuhe will ich mir noch zulegen, die sind in Deutschland unbezahlbar....AHHHHHH ich muss mir nen Plan machen ^^

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